Meinung und Kommentar

Ein Kuchenstück kann nicht größer sein als der ganze Kuchen!

Ein offener Brief an den DMSB zeigt, was die Motorsport-Szene in Deutschland zur Zeit offensichtlich bewegt. Wir haben uns mit den Hintergründen beschäftigt und blicken hinter die Kulissen einer Szene, die im Moment durch die Willkür des DMSB und der FIA von Existenzangst getrieben ist.

Ein offener Brief an den DMSB bewegt die Motorsport-Szene
Ein offener Brief an den DMSB bewegt die Motorsport-Szene

Worum geht es?

Der Deutsche Motor Sport Bund e.V. (DMSB) ist der Dachverband für den Motorsport in Deutschland. Der Verein, dessen Träger neben dem ADAC und dem AvD auch der Allgemeine Deutsche Motorsport Verband (ADMV), der Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV), der Automobil-Club Verkehr (ACV) und der Porsche Club Deutschland (PCD) sind, kümmert sich um die Überwachung und Austragung motorsportlicher Veranstaltungen in Deutschland. Kurz, er dient der Förderung des Motorsports in Deutschland.

Im Rahmen dieser Arbeit stellt der DMSB Lizenzen aus, prüft die Sicherheit der startenden Fahrzeuge und genehmigt Veranstaltungen. Wobei sich alle Teilnehmer im Prinzip freiwillig dem DMSB und seinen Regelwerken unterwerfen. Denn der Auftrag des DMSB geht nicht auf einen staatlichen Auftrag zurück. Es gibt kein staatlich garantiertes Monopol für den DMSB. Der DMSB ist ein Instrument der sportlichen Selbstverwaltung. In dem offenen Brief an den DMSB melden sich jetzt die Sportler zu Wort!

Denn wer ernsthaft Motorsport betreiben möchte, der kommt am DMSB nicht vorbei. Denn der DMSB ist als einziger deutscher Motorsportverband von der FIA und der FIM international anerkannt. Damit ist er die Schnittstelle für die, die sich im Ausland motorsportlich betätigen möchten. Für seine Arbeit benötigt der DMSB Geld. Das ist auch grundsätzlich in Ordnung. Denn wenn der DMSB Rennstrecken zertifiziert und Sicherheitspersonal ausbildet, dann trägt das zur Sicherheit aller Teilnehmer bei.

Ein offener Brief an den DMSB offenbart, ums liebe Geld gibt es jetzt einen gewaltigen Streit!

Am 28. September 2012 griff das FIA World Motor Sport Council weit in die Organisation des Motorsports ein. Denn es veränderte die Spielregeln im grenzüberschreitenden Motorsport deutlich. So legte die FIA beispielsweise fest, dass die Schweizer, die unter einem gesetzlichen Rundstreckenverbot leiden, ihre nationalen Veranstaltungen in Zukunft in Italien durchführen. Die Luxemburger „gehören“ für die FIA jetzt nach Frankreich.

Es ist nicht bekannt, ob das in Abstimmung mit den Schweizern erfolgte. Zumal die Mehrzahl schweizer Rundstreckenaktivitäten bisher in Hockenheim stattfand. Auch der Motorsport in Luxemburg hat gewisse Verbindungen nach Deutschland. Denn es gibt „deutsche“ Motorsportserien, die mit einer kostenpflichtigen Genehmigung der Luxemburger fahren. Deren Gebühren für die Genehmigung einer Serie liegen zum Teil deutlich unter denen des DMSB.

Hat der DMSB ein Problem mit dem freien Wirtschaftsverkehr?

Natürlich ist der FIA bewusst, dass sie im Zuge des europäischen Gedankens diese Wege nicht vollständig verhindern kann. Trotzdem hat sie bereits in der Vergangenheit versucht, diese Praxis einzudämmen. Wollen die Deutschen mit Lizenz aus Luxemburg im Heimatland starten, sehen die Regeln bestimmte Genehmigungswege vor. So ist beispielsweise der DMSB einzubinden, um dann den Gaststart der ausländischen Serie in Deutschland zu genehmigen – gegen Gebühren natürlich.

Und genau über diese Gebühren, wollen die Regelhüter den internationalen Austausch nun wohl vollständig verhindern. Denn Ende Oktober konfrontierte der DMSB die deutschen Veranstalter mit einer ab dem 1.Januar 2013 geltenden Gebührenordnung für seine „Dienstleistungen“. Die Genehmigung des Gaststarts einer ausländischen Serie in Deutschland ist jetzt so teuer, dass es sich für deutsche Veranstalter kaum noch rechnet, seinen Zeitplan mit dem Gaststart einer niederländischen Serie zu füllen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Den Zuschauern werden so interessante Fahrzeuge vorenthalten. Gleichzeitig verlieren die Veranstalter zahlende Kunden. Wie Zahlen, die AutoNatives.de vorliegen, belegen, sind damit einige Veranstaltungen in Deutschland in ihrer Existenz gefährdet. Damit reduziert sich für deutsche Motorsportler die Möglichkeit zur Ausübung des geliebten Sports. Als Folge einer DMSB-Entscheidung, die damit eindeutig dem Auftrag des DMSB widerspricht.

Zumal gleichzeitig der Ausweg ins Ausland erschwert wird. Denn auch dieser wird durch hohe Gebühren blockiert. Insgesamt gefährden die neuen Gebühren weite Teile des Motorsports. Denn viele Veranstalter haben bereits jetzt Verträge mit Rennstrecken und Serien für das Motorsportjahr 2013 abgeschlossen. Die neuen Gebühren sind natürlich in ihren Kalkulationen nicht berücksichtigt. Mit den späten Änderungen der Gebühren und Regeln greifen FIA und DMSB – indirekt – in bestehende Verträge ein.

Die zahlreichen gemeinnützigen Vereine, die in Deutschland immer noch Motorsport-Veranstaltungen organisieren, verfügen nicht über die Rücklagen, um die steigenden Kosten aufzufangen. Um zu verdeutlichen, von welchen Zahlen wir hier reden: Der „ATS Formel 3 Cup“ zahlte in diesem Jahr 2.500,00 Euro Genehmigungsgebühren an den DMSB. In der nächsten Saison sollen Organisator Bertram Schäfer und die Formel-3-Vereingung e. V. einen Betrag von 52.990,00 Euro zahlen.

Offener Brief an den DMSB

Weil die Gremien in Paris und Frankfurt bereits eine Steigerung der Gebühren in den nächsten Jahren beschlossen haben, steigt dieser Betrag bis zum Jahr 2017 auf 75.670,00 Euro. Am 16. November trafen sich sich am Nürburgring rund 40 Vertreter deutscher Veranstalter, Rennserien, Industrie und Presse getroffen, um sich über das weitere Vorgehen auszutauschen. Der erste Schritt ist ein offener Brief an den DMSB, den 34 Serien heute an den DMSB-Präsidenten Hans-Joachim Stuck versenden.

Offener Brief an den DMSB

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel: